55 Jahre Molbitzer Leibgarde!

Das CCM Mega-Event mit feierlicher Prinzenproklamation

Der November-Gala-Abend mit 55 Jahre Leibgarde und feierlicher Proklamation des Prinzenpaares.

55 jahre Leibgarde, das Event! mit feierlicher Prinzenproklamation

 

Bilder von der Veranstaltung hier.

Zeitungsartikel findet ihr hier, Originallink der OTZ zum Artikel hier,
mit freundlicher Genehmigung der OTZ.

 

Die Laudatio des ehemaligen Leibgardegenerals Denny Lukes

Damals 1992, vor 26 Jahren, gab es in der TEWA einen kleinen Jungen, der mit
großen funkelnden Augen zu dem damaligen General Ingo Reim und seiner
Leibgarde aufschaute. "LEIBGARDE STILL GESTANDEN"! Mist, vor lauter Schreck
den ersten Schritt verpasst. Schnell noch mal den zu großen Hut zu Recht gerückt.
"HERR KAPELLMEISTER GEBEN SIE 4 TAKTE VOR". Die Rassel begann zu
spielen. Es ging los. Und als die Pauke das erste Mal geschlagen wurde, zitterte der
ganze kleine Körper. Mit schwarzen Schuhen, grauer Filzhose und viel zu großer
weißer Jacke, aber voller Stolz, ging es zum ersten Mal mit dem eigenen kleinen
Holzgewehr in den großen TEWA Saal. Alle Gäste erhoben sich und applaudierten
dem ersehnten Einmarsch der Leibgarde zu. Plötzlich…die Aufregung war weg, die
Freude groß und an diesem Tag war dem kleinen Jungen klar, wenn ich mal groß
bin, will ich auch mal ein richtiger Leibgardist werden. Dieser Tag war übrigens auch
der Tag, an dem Dackel zum ersten Mal nicht mehr der Kleinste in der Leibgarde
war.
Dieser emotionale Moment war für mich damals der ausschlaggebende Punkt ein
Leibgardist werden zu wollen und sollte für mich nicht der letzte emotionale Moment
in der Leibgarde gewesen sein. Solch emotionale Momente hatte sicherlich jeder hier
anwesende Leibgardist in seiner Karnevalszeit ein Mal erlebt und erinnert sich daran
noch gern zurück. Deswegen sind wir heute Abend hier zusammen gekommen, um
genau diese besonderen Momente, während des 55- jährigen Bestehens der
Leibgarde, zu feiern und um uns genau an diese schönen Zeiten zu erinnern.
Erinnern wollen wir uns aber auch an die schönen Zeiten mit den Leibgardisten, die
den heutigen Abend leider nicht mehr mit uns erleben können.
Doch fangen wir von vorn an. Es war das Jahr 1961, als sich der Carnevals Club
Molbitz erfand und es zum Schutze des Prinzenpaares zwei Polizisten gab - Günter
Dietrich und Rolf Hilker.
Dass ein Zwei-Personen-Schutz in unserer karnevalistischen Region für die
Bewachung eines Prinzenpaares nicht ausreichen würde, wurde schnell klar und die
dorfansässige Feuerwehr musste somit die heutigen Aufgaben der Leibgarde mit
übernehmen. So entstand schließlich im Jahre 1963 die Idee zur Gründung einer
Leibgarde.
Die zwei Polizisten wuchsen zu einer Polizeigarde und im Jahre 1964 formierte sich
unter dem 1. General Waldemar Diesel schließlich die uns heute bekannte
Leibgarde.
Die damaligen Feuerwehruniformen wurden fortan gegen schwarze Hosen, weiße
Kellnerjacken und Napoleonhüte ausgetauscht.
Mit neuem Namen und neuem Erscheinungsbild war es von diesem Tage an die
Aufgabe der Molbitzer Leibgarde, für den Schutz des amtierenden Molbitzer
Prinzenpaares zu sorgen.
Um dieser Aufgabe, einer pflichtbewussten Bewachung des Prinzenpaares
nachzukommen, musste natürlich noch für eine entsprechende Bewaffnung der
Leibgarde gesorgt werden.
Der General erhielt einen Säbel, welcher von Kurt Bergner gestiftet wurde und
durch freundliche Unterstützung der Familie Diesel wurden die restlichen
Leibgardisten mit den uns noch heute bekannten Holzgewehren ausgestattet.
Holzgewehre welche später für große Augen in den ersten Reihen sorgten, wenn sie
durch die Lüfte flogen, Holzgewehre die bei einer Verkehrskontrolle schon Mal einen
Polizisten die Waffe ziehen ließen oder auch die Holzgewehre deren Bruchfestigkeit
schon mal auf dem Rücken des Anderen überprüft wurden.
Mit den Gewehren kamen natürlich auch die Böller hinzu. Für die neuen Ein-Orden
war es beim ersten Einmarsch der gefürchtete Moment des Versagens, beim
erfahrenen Leibgardisten der Moment, sich umzuschauen, wo im Saal die Luftballons
hingen und was man sonst noch so von der Decke schießen könnte. Seit diesen
Böllern, werden beim "SALUTE FEUER!" schon vorsichtshalber die Köpfe im
Publikum eingezogen. Es sind aber auch diese Böller, die für etliche Brandlöcher in
den Klamotten und schon Mal für eine schwarze Saaldecke sorgten. Das Abfeuern
der Böller führte daher nicht nur beim Kinderfasching zu Tränen, sondern auch bei
dem einen oder anderen Vermieter der TEWA.
Doch weiter in der Historie...
1965 wurden unter Oskar Kaufmann, dem ortsbekannten General Hitzenblitz, die
weißen Kellnerjacken mit roten Stulpen und roten Riemen ergänzt und der
Napoleonhut hatte ausgedient.
Von nun an ging´s im Dreispitz durch Molbitz, wobei es damals noch nicht klar war,
dass sich genau dieser Dreispitz zum Schrecken der hoch gestylten Frisuren
entwickeln würde.
Fortan war die Aufgabe des Schutzes nicht mehr genug und die Leibgarde eröffnete
nun regelmäßig das abendlich, karnevalistische Programm mit einem Einmarsch,
bevor die Funkengarde und der närrische Hofstaat den Saal betraten.
Geprobt wurde dafür jeden Sonntagmorgen auf dem Molbitzer Dorfplatz.
Im Jahre 1972 übernahm dann Roland Sesselmann die Führung der Molbitzer
Leibgarde und es sollte mit einem Einmarsch allein nicht mehr getan sein.
Durch Inspiration des "westlichen Fernsehens" kam ihm die Idee, zur Abwandlung
des Einmarsches und es entstand der mittlerweile traditionelle Wachaufzug der
Leibgarde.
Doch nur Marschieren reichte dabei noch nicht aus. So war es Percy Hilker der aus
der Leibgarde heraus, die erste Leibgardenkapelle ins Leben rief. Eine Kapelle,
heute noch bekannt als "Alte Molbitzer Leibgardenkapelle", wie sie sich jeder spätere
General nur hätte wünschen können. Mit Rasseln, Pauken und Trompeten wurde der
Leibgarde von nun an der Marsch geblasen. Eine Kapelle die in den letzten
Jahrzehnten mehrfach ihre Gestalt wandelte. Von Becken und Tuba übers
Schlagzeug bis hin zu Bass und E-Gitarren war alles mal dabei... Falls übrigens
jemand weiß wo die Becken abgeblieben sind...auf dem Dachboden sind sie
jedenfalls nicht.
Doch es sollte auch nicht nur für die Frauen im Saal etwas zu sehen geben, sondern
endlich auch mal etwas für die Männer. Mit Kristine Schäfer traute sich die erste Frau
an die Seite des Generals. Mit schwarzen Lederstiefeln, kurzem Rock und
schwungvollen Beinen wurde sie zum 1. Leibgardemariechen. Ihr folgten bis heute
elf Weitere und das Leibgardemariechen war seit dem aus der Leibgarde nicht mehr
wegzudenken.
Über die Jahre folgten viele weitere Generäle und die damaligen Ideen des
Einmarschs und Wachaufzuges entwickelten sich immer weiter, zu einer festen
Größe des Molbitzer Karnevals.
In der jüngeren Geschichte der Leibgarde konnte man sich auch zunehmend an den
verschiedensten Spaßeinlagen und Parodien der Leibgarde erfreuen, wobei die
Leibgardisten in meist skurrilen Kostümen und mit dem gewissen schauspielerischen
Talent für Lacher im Publikum sorgten.
Gern erinnert man sich dabei auch an flotte Showtänze zurück. Aber vor allem die
gemeinsamen Showtänze mit der Funkengarde waren stets ein Highlight des
Programms und man traute sich sogar zum Showtanz-Grand-Prix.
Die Wachaufzüge der Leibgarde wurden zunehmend durch die Marschtänze des
Leibgardemariechen´s belebt und mit General Dominik Köhler kam es mit seinem
Leibgardemariechen Katharina Köhler, auch zu den ersten gemeinsamen Tänzen am
Ende eines Wachaufzuges. Diese gemeinsamen Tänze zwischen General und
Leibgardemariechen entwickelten sich im Laufe der Jahre immer mehr zu einem
Showact und einige Tänze davon sind dem einen oder anderen Gast sicherlich noch
in guter Erinnerung.
Die Leibgarde hat aber auch Aufgaben außerhalb des abendlichen Programms.
So trägt sie alljährlich die Verantwortung für den Wagenbau. Wagenbau...das heißt:
Viele Stunden Arbeit in der Kälte für eine Bratwurst mit Senf. Der Wagenbau war
aber auch ein Ort, an dem junge Leibgardisten, außerhalb des Werkunterrichts, zum
ersten Mal in ihrem Leben mit Werkzeug in Berührung kamen. So kam schon Mal die
Frage nach einem rechtsdrehenden Akkuschrauber auf, wenn man doch mit diesem
linksdrehenden Akkuschrauber nur Schrauben lockern und nicht festziehen konnte…
Ein weiterer fester Bestandteil im Kalender eines Leibgardisten wurde der
Osterspaziergang. Bei dem sich alle am Morgen des Karfreitag auf dem Dorfplatz
treffen, um in männertagsähnlicher Weise durch die Umgebung zu ziehen. Eine
Tradition die aufrecht erhalten wurde, egal ob es regnete oder manchmal sogar
schneite. Ein Spaziergang der auch dazu diente, die Anwärter für die neue Session
auf ihre Charakterfestigkeit unter Alkoholeinfluss zu testen. Dabei geschah es auch
mal, dass so manch einer im Wald verloren ging.
Aber auch sportlich versuchte sich die Leibgarde. Es begann dabei jedoch eher
mäßig. Man fand sich gemeinsam zum Fußballspielen in Schmieritz ein, erklärte sich
gegenseitig warum man beim Fußball den Ball nicht in die Hand nehmen darf und
man versuchte Antworten zu finden, warum jedes Mal einer in die Notaufnahme
gefahren werden musste. Als die erkämpften "Roten Laternen" beim närrischen
Fußballturnier mittlerweile ganz Molbitz beleuchten konnten, geschah im Jahre 2003
das Wunder, als das legendäre "Team Polska" überraschender Weise das närrische
Fußballturnier in Duhlendorf gewinnen konnte. Ein Tag der unvergessen bleibt und
sogar noch heute sorgen die Aufkleber an den Toren mit der Aufschrift "Otsche eu ja
mäh" für rätselnde Gesichter. Im Jahr darauf holte sich die Leibgarde sogar noch den
Siegerpokal beim närrischen Fußballturnier in Wurzbauch und hinterließ dort nicht
nur einen sportlichen Eindruck.
Die Leibgarde bewies aber auch soziales Engagement. So beteiligte sie sich nach
dem Elbehochwasser an den Aufräumarbeiten in Döbeln oder besuchte die
Kinderhilfestiftung Jena, um ihr eine Spende, aus dem damaligen Erlös der Tombola,
von 1.045 Euro zu überreichen.
55 Jahre voller Vielfältigkeit und in denen sich doch so einiges über die Jahre
veränderte,
55 Jahre in denen aber auch viele Traditionen und Werte der früheren Leibgarde
bewahrt wurden. Diese Werte und Traditionen aufrecht zu erhalten, wird die Aufgabe
des Generals und seiner Leibgarde für die nächsten Jahre sein.
55 Jahren von denen der kleine Junge von damals für 24 Jahre lang ein Teil sein
durfte. Eine Zeit die er dankend und in bester Erinnerung behalten wird.
55 Jahre Leibgarde waren Jahre die wir mit viel Freude und Emotionen verbinden, 55
Jahre die viele Anwesende hier im Saal mit prägten und bereicherten.
55 Jahren ist die Leibgarde eine Einmaligkeit in Thüringen geblieben und aus dem
Molbitzer Karneval nicht mehr wegzudenken.
Egal was noch kommt. Was für eine geile Zeit! Das sind unsere Jahre!
Auf das Leben, auf uns!
DIE LEIBGARDE SIE LEBE....

 

Denny Lukes, ehem. General der LeibgardeDenny Lukes
ehem. General der Leibgarde